Besatzung

"Diplomfeier" auf dem Hof im Emmental

Esther

Als Mutter von 4 - gerne 5, denn unseren Pflegesohn habe ich zudem sehr ins Herz geschlossen - mittlerweile erwach-senen Kindern, die immer wieder gern Neues entdeckt und dabei ihr Leben ziemlich auf den Kopf stellt, wage ich es, Haus, Hof und Firma aufzugeben um zusammen mit Bernhard ein neues Kapitel im Buch des Lebens aufzu-schlagen - fortan in eine neue Welt einzutauchen.

 

Als Bernhard vor etwa 10 Jahren den Wunsch äusserte, Landwirt zu werden und später dann den, ins Emmental zu ziehen, sagte ich, vielleicht etwas unbe-darft - im Nachhinein betrachtet jedoch umso wirkungsvoller: "Ich würde mit dir überallhin gehen - sei es ins Emmental oder per Yacht auf die Malediven!"

 

Einiges war notwendig, um mir den Wunsch, auf dem Meer zu leben, erfüllen zu können: zuerst galt es, den CH-Binnenseeschein und danach den Hoch-seeschein (Swiss Certificate of Compe-tence for Ocean Yachting) zu erwerben; zudem war für mich der Seefunk ein Schloss mit sieben Siegeln, sodass ich mir darüber theoretisches Wissen aneig-nete und beim BAKOM die Prüfung für das Funkzeugnis SRC (Short Range Certificated) ablegte. 

 

So gerüstet und mit 1100 sm Erfahrung im Gepäck, wagte ich mich zusammen mit Bernhard aufs Meer. Von Lymington (Südengland) - einer der lebhaftesten, gezeitenbewegtesten und strömungs-reichsten Küsten der Erde aus, starteten wir auf OYÀ in Richtung Süden.

 

Ich liebe das Meer und mag es, Teil des Meeres zu sein. An den Orten, die ich bereise, lasse ich mir Zeit - gehe Wan-dern, fahre mit dem Bus übers Land, kaufe auf Märkten ein, betrachte die Häuser und Landschaften. Gerne erspüre ich Orte, indem ich sie auf mich wirken lasse.

 

Bernhard

Auf meinem zweiten "Bildungsweg" kam ich zusammen mit Esther in den Genuss, Teil einer Patchworkfamilie zu sein. Es brauchte einige Patches und viel Work, um an den heutigen Punkt zu kommen - unterdessen sitzt alles, spricht und steht selbständig im Leben.

 

Der Beschluss, Biolandwirt zu werden und es auch zu leben, war nicht die einzige und wohl auch nicht die letzte Neuorientierung in meinem Leben. Ich versuchte mein Glück auch zwei Jahre lang in den USA (leider war da schon alles Gold ausgegraben), um dann doch wieder in der Schweiz Fuss zu fassen. Den Hof mit Tier, Kraut und Obdach zu verlassen, ist wohl mein schwierigstes Abschiednehmen, bisher.

 

Segeln bedeutet für mich in erster Linie auf dem Wasser Vorwärtskommen. Alle Ozeane offen zu haben, auch an Orte zu gelangen, die man sonst nie besuchen würde, ist eine neue Entdeckung für mich.

 

Ein sicheres Boot zu haben, war für uns beide wichtig. Unsere OYÀ mit Center-cockpit und heute nicht mehr alltäglicher robuster Bauweise "Made in Sweden", ist meiner Meinung nach eine solide Basis. Obwohl gemessene 15.1 Tonnen schwer, ist  OYÀ dennoch kein lahmer Kahn.

 

Und so fing das mit dem Segeln an:

 

Erste "Gehversuche" mit den Eltern und Geschwistern machte ich zusammen auf dem Zürichsee (Kajütjolle, max. Krängung, 5°), später mit dem Bruder auf dem 420 er - aha, man kann auch kentern! Danach wird's auf Laser, Hobie Cat und Dart richtig feucht und etwas schneller.

 

Das Ziel vor Augen, gehts im Jahr 2016 an das Swiss Certificate of Competence for Ocean Yachting, die letzten Meilen kommen zwischen England und Frankreich zusammen.