Überfahrt von Dartmouth nach St. Peter Port, Guernsey

Früh morgens legen wir die Leinen los und verlassen den schönen Flusshafen in Dartmouth.

Esther hat ideale Bedingungen für unseren Ritt über den Kanal ausgesucht. Mit NNW bis zu 28 kn Wind und klarer Sicht können wir kurz nach Verlassen der Flussmündung Kurs auf die Kanalinsel Guernsey nehmen.

 

Irgendwie passt das Timing, sodass wir die vorbeiziehenden Frachter, deren Fahrrinne wir kreuzen, nur mit dem Fernglas - respektive auf dem AIS sehen und via VHF ihren Austausch von Brücke zu Brücke hören. In der Nähe sind Franzosen, die fast ständig in Kontakt mit Frachtern, etwa aus China und Russland, stehen. Hier herscht Disziplin am VHF.

 Später im Mittelmeer hört man kaum noch einen Funkspruch nach Lehrbuch. Meist sind es Engländer, die an den Standards festhalten, wäre aber trotzdem wichtig.

 

Die Wetterprognosen bewahrheiten sich, mit bis zu 8 kn FüG kommen wir der Kanalinsel rasch näher. Wir beschliessen, etwas zu reffen, aber mit einem Knall reisst unsere Genuafurlingleine aus der Trommel. 

Unsere Herzen schlagen nun etwas schneller. Da wir dank super Wind und Strömung einiges zügiger als geplant unterwegs waren, sollte die Zeit, trotz Panne, noch gut reichen, um vor Einsetzen der Ebbe, Sill und Schwelle vor St. Peter Port passieren zu können.

Auf der Seekarte von Guernsey ist die untiefe  Passage zum Hafen zu erkennen.

Nach kurzer Besprechung stellen wir OYÀ in den Wind und mit Lifebelts gesichert inspizieren wir den Schaden. Schnell ist klar, die Furlingleine ist vollständig ausgerissen und auch provisorisch nicht zu befestigen - also muss die Genua runter - bei über 25 kn Wind brauchen wir uns keine Gedanken darüber zu machen, wie wir das Segel falten sollen. Bestückt mit Schoten und Segelzeisingen, klicken wir uns auf dem Vorschiff ein und lassen die Genua runterrauschen. Ich lege mich möglichst flach auf das wilde Segel und Esther zurrt es fest - schlussendlich haben wir einen gut verschnürten Segelhaufen auf dem Vorschiff. Dank Volvo Penta geht es nun weiter in Richtung St. Peter Port. Um in den eigentlichen Hafen zu gelangen, müssen wir noch etwa zwanzig Minuten warten, solange dauert es, bis die Flut den Sill genügend aufgefüllt hat, damit wir ihn mit unseren zwei Metern Tiefgang passieren können. 

Sehr froh sind wir, die fast 80 NM vom heutigen Tag in diesem sicheren Hafen abzuschliessen. Einen Tag später und mit viel Glück, können wir hier im Hafen eine neue Furlingtrommel auftreiben, schnell ist sie montiert und da es fast windstill ist, können wir im Hafen die Genua am Nachmittag wieder hissen und danach einrollen. Jetzt, mit ein paar Extratörns Furlingleine in der Trommel, sollte dieses Malheur einmalig bleiben. 

Das Wetter auf Guernsey war wechselhaft und bot uns Gelegenheit, die 'Kuchenbude' - eine Art Verdeck für das Cockpit - aufzubauen. so waren wir vor dem Regen geschützt, hatten einen zusätzlich nutzbaren Raum und die Wärme blieb im Boot.

 

Fünf Tage blieben wir auf Guernsey und nutzten die Zeit, um Ausflüge mit dem Bus zu machen.

Die Stimmung auf der Insel war für uns merkwürdig. Wir erlebten ein Gemisch aus Tourismus, Finanzwelt (sie haben ja sogar ihre eigene Währung), interessanter Küste und Vergangenheit, mildem Klima und mit von Einfamilienhäusern mit Vorgärten gesäumte Strassen.

BF & EB