Von Ostia via Nettuno und Ponza nach Gaeta

Von Ostia nach Nettuno

 

um 09:50 legen wir in Ostia ab und segeln unter mehrheitlich Raumem Wind die 30sm mit 4 bis 8kn Fahrt nach Nettuno.

 

In Nettuno legen wir längsseits direkt bei der Guradia Costiera, dem Hafenbüro, der Polizei und einem Boot der Guardia die Finanza an. Offensichtlich sind wir hier gut beschützt - oder? Naja, wir werden sehen.

 

Das Städtchen ist, verglichen mit Ostia, sauber und gepflegt, die Leute sind freundlich und zeigen Interesse an uns Touristen. Hier wird noch richtig gelebt und die Kontakte untereinander gepflegt. An jeder Ecke stehen Leute, die sich unterhalten. In einer, etwas heruntergekommen wirkenden Bar trinken wir einen Apero für 5 Euro und bekommen dazu grüne Oliven, Chips und Erdnüsse serviert. Einige Männer spielen Tischfussball, dabei geht es hoch zu und her (siehe Bild oben). Wir geniessen dieses Italien.

Um 19.30 schlendert ein kleiner Trupp der Guardia di Finanza auf unser Boot zu. Der spätere Schriftführer - der vermutlich gerade dabei ist, eine Prüfung abzulegen, denn er wirkt etwas verwirrt, wie auch unsicher und verlangt unsere Papiere: "Soltanto per un piccolo controllo". Es sollte sich jedoch herausstellen, dass die 'kleine Kontrolle' für ihn darin besteht, eine Liste mit vielen Punkten abzuarbeiten, und dass er detailbedacht auf unangenehme Weise darauf aus ist, in unseren `documenti` Mängel zu entdecken. Die Überprüfung dauert 1 1/2h, für die letzten 45 min. nehmen sie Bernhard mit auf ihr Boot, sodass ich Zeit habe, mir die wildesten Geschichten darüber auszumalen, was sie dort wohl mit ihm anstellen. Man hört ja so einiges über die Gepflogenheiten der Guardia di Finanza. Sehr froh bin ich, als er um 21.00 wohlbehalten aufs'Schiff zurückkehrt. Allerdings wird nun u. A. auf einem vierfach unterschriebenen `Documento` bestätigt, dass Bernhard in Belgien seine Kindheit verbrachte und OYA nun keine Segelyacht mehr ist, sondern zu einem Motorboot degradiert wurde.

Von Nettuno nach Ponza

Unter Motor geht es nach Ponza, dabei passieren wir die, mit niedrigem Buschwerk bewachsene felsige Insel Palmarola (siehe Bild).

 

Die Sonne scheint, der Himmel ist klar und das Meer ruhig.

Für die Nacht ist wenig Nordwind angesagt, sodass wir beschliessen, in einer Bucht nahe des Hafens, mit gutem Blick auf das Dörfchen Ponza zu ankern.

 

Gegen abend frischt der Wind auf und erreicht bis zu 23kn. Da wir nicht sicher sind, ob der Anker auf dem sandigen Grund auch wirklich hält, beschliessen wir, bis der Wind nachlässt, Ankerwache zu halten.

 

Am nächsten morgen scheint die Sonne und wir entscheiden uns dafür, eine Nacht im Hafen zu verbringen, auch wenn der Platz 80 Euro kostet.

 

Es ist Gründonnerstag und im Ort herrscht eine rege Betriebsamkeit. Die Geschäfte, Hotels, Restaurants und Bars sind dabei, sich auf den morgigen Saisonstart vorzubereiten. Tische und Stühle werden angeschleppt, Menukarten ausgehängt, Kleider ausgepackt, in den Gassen wird Unkraut gejätet und mit grossen Pinseln der Boden gekalkt. In der Kaffeebar, in der wir einen vorzüglichen Doppio und einen Cappuccio geniessen, soll, wie meine Recherchen ergeben, das beste Gelato der Insel angeboten werden. Bei der Besichtigung, der für die Gelati vorgesehenen Behältnisse, treffen wir auf eine gähnende Leere. Der Besitzer verspricht uns, dass die Gelati: "Sta pommerigio!" eintreffen werden. Nach und nach kommen dann die tiefen, mit feinstem Gelato gefüllten Chromstahlbehälter an, so dass wir nach Cioccolato und Nocciola um 21 Uhr auch noch das Limone verkosten können.

 

Hier einige Eindrücke der Insel, des bisher schönsten Ortes für mich im Mittelmeer:

Diese Bilder der Wanderung hinauf zur ehemaligen Zisterne möchten wir euch nicht vorenthalten:

Von Ponza nach Gaeta

 

Im Hafen von Ponza frischt, entgegen der Vorhersage, der Wind auf. Stege und Boote scheinen auf den Wellen zu tanzen. Wir verstärken OYA's Vertäuung mit den gefederten Festmacherleinen. Um 01:30 Uhr dann der erste: "Rumps" - offensichtlich hat der im Hafen herrschende Schwell Oya hochgehoben und auf den sandigen Grund geschleudert. Die Tiefe unter dem Kiel reicht nicht mehr aus. Was ist zu tun? Ein rascher Check der Gezeiten ergibt, dass Niedrigwasser erst um 04:00 rum angesagt ist - somit kann die Wasserhöhe hier im Hafen noch weiter sinken. Der Wettercheck ergibt, dass die Winde um einiges stärker, als angesagt, wehen - aber auch wenn wir dem hier im Hafen wehenden Wind noch 10 kn dazu geben, sollte es möglich sein, mit OYA auszulaufen. Besser, als zuzusehen, wie OYA vielleicht hier im Hafen Schaden nehmen wird. Zuletzt bitten wir den hier ansässigen Hafenmitarbeiter, der uns hilfreich zur Seite steht, um seine Einschätzung der Situation draussen auf dem Meer. Er sagt: "Lo stesso!", wie hier im Hafen.

 

Schnell steigen wir in wetterfeste Kleidung und machen das Schiff klar - zum Glück haben wir schon am Abend alles tiptop verräumt. Leinen los! Bernhard steuert OYA mitten durch die tanzenden Stege und Boote in die aufgewühlte See hinaus und auf Amwind-Kurs geht es nun in Richtung Gaeta. Einige Male müssen wir aufkreuzen, was bei diesen Wellen und dem Wind mühsam - aber zu Glück möglich ist. Während Bernhard 2h lang wie festgenagelt hinter dem Steuer steht, habe ich Zeit, mich wiederholt auf der Toilette zu übergeben, um danach geleert das Steuer zu übernehmen.

Unter einem lieblichen, wolkenlosen vom Vollmond beschienenem Himmel kämpft sich OYA durch die aufgewühlte See.

 

Gegen 06:30 geht im Osten die Sonne auf und bringt Wärme und abflauenden Wind mit sich. Das Abenteuer ist geschafft und wir steuern OYA nahe der steilabfallenden Felsküste entlang nach Gaeta, wo wir den, für Ostersonntagnacht und Ostermontag angesagten Sturm (siehe Screenshot Windy), abwettern möchten. Für die ganze nächste Woche sieht die Prognose nicht wirklich gut aus, sodass wir vielleicht schön zeit haben werden, um Gaeta gründlich zu erkunden.

 

20.04.2019 EB