... die Mauer zwischen Reisenden und Einheimischen wird man zwar ein wenig abtragen, aber wohl niemals ganz einreissen können. "Man denkt, man kennt einen Ort, wenn man ihn solange bereist hat, aber in Wirklichkeit hat man keine Ahnung, was los ist"...

Zitat aus dem Buch von James Vlahos Tod im Paradies

Ostia

Ich kaufe ein im Supermarkt in Ostia, gemeinsam mit vielen Einheimischen tue ich das. Nur was ich in den Einkaufswagen fülle, kostet einiges mehr, als das, was sie sich leisten können. Ich achte auf Lebensmittel in Bioqualität und leiste mir feinstes Olivenöl. Sie leben hier, viele finden keine Arbeit und leben in Armut. Es wird mir bewusst, dass ich als Touristin - gross gewachsen, in anderer, teurerer Kleidung, mit mit meinem prall gefüllten Einkaufswagen - für einige Grund zur Eifersucht, gar Verachtung sein kann, führe ich ihnen doch vor Augen, was sie nicht erreichen können. Eine Art Ungerechtigkeit - sie wohnen und leben hier, ich hingegen komme als Reisende und nehme mir von dem, was es hier alles gibt - leiste mir, was sie sich nicht leisten können.

 

Die Erfahrung als Touristin lehrt mich Respekt. Ich bemühe mich, freundlich zu den Menschen zu sein, die hier leben und es ihnen zu überlassen, sich für mich zu interessieren und sich auf ein Gespräch mit mir einzulassen. Ich freue mich, wenn ich gegrüsst werde, wenn jemand vielleicht ein paar Worte mit mir wechselt, denn gerne wüsste ich mehr über sie und ihre Art zu leben.

Einmal zog ich los und sagte mir, dass ich nun hier in Ostia für einmal das Unschöne fotografiere, denn vieles liegt hier offensichtlich im Argen. So kamen die folgenden Bilder zustande. Sie zeigen eine Welt der Armut, vermutlich als Folge von Korruption.

 

Auf dem Bild rechts ist der Eingang zur Grundschule in Ostia zu sehen. Ich überlege mir, wie ich mich an meinem ersten Schultag wohl vor diesen Mauern gefühlt hätte.

Auf dem Bild links ist der Zaun vor dem Arbeitsamt (Centro per l'Impego) in Ostia zu sehen. Ob sie mir hier wohl eine Arbeit verschaffen würden?

 

Als Schweizerin denke ich, weshalb räumen hier nicht arbeitslose Menschen auf und verschaffen sich so eine sinnvolle Beschäftigung? 

Oder weshalb sitzen Mütter mit ihren Kindern auf dem Spielplatz und lassen sie auf der zugemüllten Wiese spielen - statt mitten im Abfall rumzusitzen, könnten sie doch zuerst zusammen aufräumen?

 

Bild rechts: Parterrewohnung oder befestigte Anlage?

 

 

Ein Bild dieses Fahrzeugs erschien in einer Doku über die in Ostia tätige Mafia.

 

EB